Entwicklungsgefälle in der EU: Rumänien weiterhin auf EU-Fonds angewiesen

entwicklungsgefälle in der eu: rumänien weiterhin auf eu-fonds angewiesen Rumänien ist in den Entwicklungsstatistiken immer noch eines der Schlusslichter in der EU. Laut einer Rangliste des IWF belegt das Land in puncto BIP den vorletzten Platz unter den 28 EU-Staaten und ist daher nach wie vor auf EU-Gelder angewiesen.

Für das Jahr 2017 berechnete der IWF für Rumänien ein BIP pro Einwohnerknopf von 10.372 Dollar – das ist im Vergleich zehnmal niedriger als in Luxemburg, dem Land, das in der europäischen Rangliste führt. Was die Indikatoren bezüglich des Lebensstandards wie Durchschnittslohn oder Kaufkraft angeht, befindet sich Rumänien auch auf einem der hinteren Plätze EU-weit. Nichtsdestotrotz bewirkt das Wirtschaftswachstum Rumäniens der letzten Jahre eine Aufholung der Rückstände verglichen mit dem Rest Europas. Notenbankchef Mugur Isărescu dazu:

 

Wir sind dem durchschnittlichen Entwicklungsstand innerhalb der EU insgesamt näher gekommen, aber nicht das ganze Land, sondern nur bestimmte Regionen. Leider führt der Mangel an Infrastruktur, die die Landesteile verbinden soll, dazu, dass diese Rückstände permanent werden. Dieses Problem tendiert auch dazu, eine Frage der nationalen Sicherheit zu werden.“

 

 

Aus Sicht der Zahlen ist die meistentwickelte Region Rumäniens die Landeshauptstadt Bukarest und ihr Umland. Einen offensichtlichen Fortschritt hat man im Siebenbürgen und im Banat, im Westen des Landes, festgestellt, Regionen, die näher an den Westen Europas liegen. Die Regionen, die ganz hinten Liegen, sind insbesondere die Landkreise in der Moldau, im Osten des Landes. Diese sind am meisten von der Armut betroffen, verfügen über die schlechteste Gesundheits- und Bildungsinfrastruktur und sind am wenigsten  industrialisiert. Darüber hinaus sind diese Regionen auch äußerst unattraktiv für ausländische Investitionen. Auf dem Verteilungsschema der ausländischen Direktinvestitionen im Jahr 2016, das letztes Jahr von der Rumänischen Nationalbank veröffentlicht wurde, verzeichnete die Entwicklungsregion Bukarest-Ilfov ein Saldo von 42 Milliarden Euro, also fast 60% des Gesamtertrags auf Landesebene. Im Vergleich bezog die Region Nordosten nur 1,6 Milliarden Euro ausländische Direktinvestitionen, also 25-mal weniger.

 

Unter diesen Umständen erweisen sich die europäische Politiklinien in puncto Reduzierung der Unterschiede zwischen Ländern und Regionen als wesentlich. Die wichtigste davon ist die sogenannte Kohäsionspolitik. Diese verfolgt im Wesentlichen die Schaffung von Entwicklungsstrategien durch Eingriffe in Bereichen wie Infrastruktur, Beschäftigung, Bildung, Geschäftsumfeld und vieles mehr. Alles erfolgt mittels eines Paktes von Maßnahmen, die auf regionaler oder sogar lokaler Ebene umgesetzt werden. Diese stützen sich auf öffentliche Investitionen in den erwähnten Bereichen. Die Umsetzung dieser Politiklinien hängt aber in erster Linie mit der Absorpptionsfähigkeit der verfügbaren Fonds.

 

Für den Zeitraum 2014–2020 hat die Europäischen Kommission Bukarest über 22 Milliarden Euro für Investitionen zur Verfügung gestellt. Bislang hat man nur eine Milliarde absorbiert, also unter 5% des Gesamtbetrags. Notenbankchef Mugur Isărescu erläutert, was das Abrufen von mehr EU-Geldern bedeuten würde:

 

Eine Absorptionsrate dieser Fonds von 95% im aktuellen Mehrjahres-Finanzrahmen würde laut demselben Drittanalytiker, also laut dem IWF, zu einer Wachstumsrate des potentiellen BIP im Jahr 2022 um 1,7 Prozentpunkte führen. Das würde also einem potentiellen Wachstum des BIP auf ungefähr 5% jährlich entsprechen.“

 

 

Gemeinsam mit dem spektakulären Wirtschaftswachstum Rumäniens hat man in letzter Zeit auch eine unerwünschte Steigerung des Leistungsbilanzdefizits verzeichnet. Darüber hinaus erreichte die Landeswährung im Monat Januar negative Rekordwerte im Verhältnis zur europäischen Währung. Zentralbankchef Mugur Isărescu glaubt, dass auch hier europäische Gelder einer Rolle spielen:

 

„Aus makrowirtschaftlicher Perspektive stellt die Aufnahme von europäischen Fonds eine wünschenswerte Form zur Finanzierung des Leistungsbilanzdefizits. Sie beeinflusst die Stabilität der ganzen Wirtschaft, die Stabilität des Finanzen- und Bankenwesens, die Stabilität des Wechselkurses, der, wie ich feststelle, uns bis auf jede Cent-Schwankung beschäftigt.“

 

 

Für Rumänien bleibt im Jahr 2018 die einzige Lösung zur Anziehung von EU-Geldern die Stärkung der Verwaltungskapazität. Trotz der ernsten Bemühungen zur Unterstützung der Zentral- und Lokalbehörden macht Rumänien in dieser Hinsicht viel zu kleine Fortschritte.


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Publicat: 2018-09-04 17:30:00
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