Moderne post-industrielle Gesellschaften sind stark auf Innovation ausgerichtet. So betrachtet, sieht die Zukunft für Rumänien nicht gerade rosig aus.
Die Europäische Union hat unlängst das so genannte Innovation-Scoreboard vorgelegt, also eine Art Überblick auf die Ökonomien der EU-Länder sowie anderer europäischer Staaten wie der Schweiz oder Norwegens. Wie auch hinsichtlich der Digitalisierung der Gesellschaft schneidet Rumänien auch hier ganz schlecht ab.
Die Studie errechnet auf der Basis einzelner Indikatoren einen zusammengesetzten Innovationsindex, den sie mit einem EU-Durchschnitt vergleicht. Dänemark, Finnland, Deutschland, die Niederlande, Schweden und das Vereinigte Königreich sind Innovationsführer mit einer Innovationsleistung, die weit über dem EU-Durchschnitt liegt. Österreich, Belgien, Frankreich, Irland, Luxemburg und Slowenien sind starke Innovatoren mit einer Innovationsleistung, die über oder nahe dem EU-Durchschnitt liegt. Die Leistung von Kroatien, Zypern, der Tschechischen Republik, Estland, Griechenland, Ungarn, Italien, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Portugal, der Slowakei und Spanien liegt unter dem EU-Durchschnitt. Diese Länder sind mäßige Innovatoren. Mit einer Leistung weit unter dem EU-Durchschnitt sind Bulgarien und Rumänien bescheidene Innovatoren.
Als Referenzjahr wird 2010 genommen, für das der Innovationsindex erstmals gemessen wurde – einmal steht also fest, wie gut ein Land gegenüber dem EU-Durchschnitt in 2010 abgeschnitten hat, und zweitens, wie gut ein Land heute gegenüber 2010 abschneidet.
Rumänien hat seine Innovationsleistung nicht nur nicht verbessern können – sie ist im Gegenteil mit der Zeit schlechter geworden. Im Jahr 2010 lag Rumänien bei 47,9 Prozent des europäischen Durchschnitts – 2016 liegt es bei gerade 33,8 Prozent, ein Rückschritt von über 14 Punkten. (Das Länderprofil gibt es hier in englischer Sprache zum Download)
Das allein sagt über die Situation nicht unbedingt viel aus, gerade weil es sich um zusammengesetzte Indikatoren handelt. Ins Auge sticht, dass für die negative Entwicklung eher Unternehmen als Menschen die Hauptverantwortung tragen. Zwar ist die Anzahl promovierter Experten leicht zurückgegangen, aber die Zahl der Menschen mit tertiärer Erziehung ist im Vergleichszeitraum stark gestiegen. Und empfindlich mehr rumänische Wissenschaftler veröffentlichten 2016 in der internationalen Fachpresse.
Dagegen hat der Appetit für die Anlagen von Risikokapital verhältnismäßig stark abgenommen. 2010 erreichte Rumänien aus dieser Hinsicht 84,8 Prozent des EU-Durchschnitts, 2016 kam das Land auf gerade 13,3 Prozent – das entspricht einem Verlust von mehr als 70 Punkten. Das kann zwar auch daran liegen, dass es woanders in Europa viel mehr Investitionen gab, aber es sagt viel aus über das Vertrauen der Investoren in die Innovationsfähigkeit. Sehr belastend auf die Gesamtpunktzahl wirkten sich die Innovationsausgaben der Unternehmen für Zwecke aus, die nicht direkt mit Forschung und Entwicklung zu tun haben. Dazu gehören beispielsweise Investitionen in neue Maschinen und Technik. Im Jahr 2010 investierten Firmen in Rumänien deutlich mehr als der EU-Durchschnitt – nämlich mehr als das Dreifache. 2016 lag Rumänien hingegen nur noch bei 21,3 Prozent des damaligen Wertes.
Besonders schlecht schneidet der Mittelstand ab – er verschlechterte sich um doppelstellige Punktwerte bei Indikatoren wie Prozess- oder Produktinnovationen oder in eigener Regie entwickelten Innovationen.
Unter diesen Umständen fielen auch die Umsätze innovativer Produkte geringer aus als noch vor sieben Jahren. Die einzige erfreuliche Entwicklung ist die Zunahme des Anteils von Medium- und High-Tech-Produkten an den Exporten der rumänischen Wirtschaft.
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