Der Schriftsteller Paul Goma ist einer von den atypischen Intellektuellen Rumäniens. Er kritisierte ununterbrochen und ohne Vorbehalt jeglichen Sachverhalt, mit dem er nicht einverstanden war.
Paul Goma wurde am 2. Oktober 1935 im Kreis Orhei im Nordosten von Bessarabien oder der heutigen Republik Moldau geboren. Nach der Besetzung Bessarabiens durch die Sowjetunion 1940 floh die Familie Goma nach Rumänien. Vieles kann man Goma vorwerfen, aber nicht, dass er Angst hatte. Sein Mut ist umso beeindruckender, als er es wagte, das kommunistische Regime, das brutalste politische Regime in der rumänischen Geschichte, offen zu bekämpfen. Paul Goma erhielt deshalb auch den Beinamen „Solschenizyn Rumäniens“.
Sein Konflikt mit dem kommunistischen Regime entfachte sich 1955, als er als Student mit den Professoren des Lehrstuhls Wissenschaftlicher Sozialismus nicht einverstanden war. Der „Goma-Fall“ war der neue Dorn im Auge der Machthaber. Er zeigte sich später solidarisch mit der ungarischen Revolution von 1956 und trat aus der kommunistischen Jugendorganisation aus. Dies war das erste Mal, dass Goma festgenommen und zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Nach seiner Freilassung wurde er zu Hausarrest in der Walachei gezwungen, wo er bis 1964 blieb. 1971 wurde sein Roman „Ostinato“ in Westdeutschland veröffentlicht, ein Roman, der von der Zensur in Rumänien drastisch gekürzt worden war. Die Folge: Paul Goma wurde aus der kommunistischen Partei PCR ausgeschlossen, der er 1968 beigetreten war, um Ceauşescus antisowjetische Politik zu unterstützen.
Das Erscheinen des Romans „Die Tür“ 1974, ebenfalls in Westdeutschland, macht ihn definitiv zum Feind des Regimes. Ab 1970 hatte Goma auch seine ersten Briefe an den verbotenen Radiosender Freies Europa nach München geschickt. In einem der längeren Briefe an Freies Europa 1977 verurteilte er das Ceauşescu-Regime wegen der Verletzung grundlegender Menschenrechte. Daraufhin wurde er von dem rumänischen Geheimdienst Securitate festgenommen und misshandelt. Im gleichen Jahr wurden dem Schriftsteller, seiner Frau und seinem Kind die rumänische Staatsbürgerschaft aberkannt, sie wurden nach Frankreich ausgewiesen. Von Paris aus protestierte er weiter gegen Ceauşescu und trug 1979 zur Gründung der ersten freien Gewerkschaft in Rumänien durch den Arbeiter Vasile Paraschiv bei.
Die Historikerin Cristina Petrescu fasst die Persönlichkeit Paul Gomas zusammen:
„Es ist bekannt, dass Goma der Gründer der Menschenrechtsbewegung war, nach dem Vorbild der Charta 77 in der Tschechoslowakei. Danach versuchte Goma, sich mit dem Regime zu versöhnen, und es gelang ihm teilweise, wenn man sich die bis zu seiner Verhaftung veröffentlichten Artikel ansieht. Im Gefängnis zieht er die bis dato ausgedrückten Aussagen größtenteils zurück, wird schließlich infolge des internationalen Drucks freigelassen und letzten Endes ausgewiesen. Er bleibt bis 1989 eines der prominenten Mitglieder des demokratischen Exils. Nach 1989 ist er nach wie vor eine kontroverse Figur, insbesondere aufgrund seiner Stellungnahmen in Bezug auf die Sowjetisierung von Bessarabien. Ich muss abschließend sagen, dass Paul Goma zum Großteil ein vergessener Held unserer jüngeren Geschichte ist, und das, weil er sich nirgendwo zurecht gefunden hat.“
Paul Goma ist heute 83 Jahre alt und bis heute ein freier Geist geblieben. Er lebt in Paris und ist immer noch der Rebell, der anzieht, der Radikale, dem man es nie recht machen kann.
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